Die Appalachen in den USA – eines der ältesten Gebirge der Welt (2024)

Die Appalachen: Dichte grüne Wälder, hohe Berge und weite, einsame Landschaften. Das bewaldete Gebirgssystem im Osten Nordamerikas ist ein Paradies für Wander- und Naturliebhaber und Schauplatz vieler bekannter Filme und Serien wie „Blair Witch Project“, „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“ oder der Kultserie „Die Waltons“. Auch der sagenumwobene Riesenaffe Bigfoot soll in den Appalachian Mountains schon des Öfteren gesichtet worden sein.

Inhaltsverzeichnis
Die Appalachen sind über 300 Millionen Jahre alt | Einst die erste Hürde auf dem Weg nach Westen | Die Appalachen: 18 US-Bundesstaaten, 4 kanadische Provinzen, 1 französisches Überseegebiet | 1600 Arten höherer Pflanzen und eine überaus vielfältige Tierwelt | Die Appalachen für Touristen | Der Appalachian Trail | Die Blue Ridge Mountains und der Blue Ridge Parkway | Appalachia – Heimat der Mountain People

Das nach dem indigenen Volk der Apalachee benannte bewaldete Gebirgssystem mit Mittelgebirgscharakter erstreckt sich auf einer Länge von 2400 Kilometern von den Long Range Mountains der Westküste der kanadischen Insel Neufundland bis in den Norden des US-Bundesstaats Alabama. Höchster Gipfel ist der Mount Mitchell (2037 Meter). Die meisten Berge sind jedoch unter 800 Meter hoch. Große wirtschaftliche Bedeutung haben die großen Steinkohlevorkommen dort.

Die Appalachen sind über 300 Millionen Jahre alt

Die Appalachen sind eines der ältesten Gebirge der Welt. Die gefalteten und übereinander geschobenen Gesteinskomplexe des Gebirges bestehen zu einem großen Anteil aus marinem Sedimentgestein, das erdgeschichtlich älter als der Atlantik ist. Schon bevor die mächtigen Dinosaurier den heutigen nordamerikanischen Kontinent beherrschten, zogen sich die Appalachen bereits über den Urkontinent Pangäa und bilden so ein morphologisches Gegenstück zur Nordamerikanischen Kordillere, die die Nordamerikanische Platte (Laurentia) nach Westen begrenzt. Die Appalachen begrenzen diese nach Südosten.

Von West nach Ost lässt sich das Gebirge ins Appalachen-Plateau, die Blue Ridge Mountains und Piedmont einteilen. Nach dem Mount Mitchell in North Carolina, sind der Clingmans Dome (2025) im Great-Smoky-Mountains-Nationalpark und der Mount Washington (1917 Meter) in New Hampshire die höchsten Berge.

Landkarte

Einst die erste Hürde auf dem Weg nach Westen

Für die ersten Siedler und die Eisenbahn waren die Appalachen einst die erste große Hürde auf dem Weg nach Westen. Zum Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 wurde von Großbritannien der Hauptkamm der Appalachen als Grenze der weißen Besiedelung festgelegt. Ein Zugeständnis an die mit den Briten verbündeten Indianervölker.

Diese Vereinbarung wurde jedoch nur wenige Jahre später schon wieder durchbrochen, als Kentucky besiedelt wurde, woran der spätere General und erste Präsident der USA, George Washington, als Geometer beteiligt war.

Die erste Verbindung durch die Appalachen war die Wilderness Road durch Cumberland Cap, gefolgt von der National Road von Cumberland (Maryland) nach Vandalia im Jahr 1839. Die erste Bahnstrecke wurde 1853 eröffnet und sollte nicht die einzige bleiben.

Die Appalachen: 18 US-Bundesstaaten, 4 kanadische Provinzen, 1 französisches Überseegebiet

Aufgrund ihrer Länge ziehen sich die Appalachen durch die 18 US-Bundesstaaten Maine, New Hampshire, Vermont, Massachusetts, Connecticut, New York, Pennsylvania, Maryland, Virginia, West Virginia, Ohio, Kentucky, Tennessee, New Jersey, North Carolina, South Carolina, Georgia und Alabama. In Kanada erstrecken sie sich über Neufundland und Labrador, Quebec, Nova Scotia, New Brunswick und das französische Überseegebiet Saint Pierre und Miquelon.

Durch diese immense Ausdehnung ist das Wetter und Klima in den Appalachen sehr unterschiedlich. Sie bilden eine Wetterscheide zwischen der Atlantischen Tiefebene und den Great Plains und halten so die kalten Temperaturen des Westens ab, so dass in den östlichen Appalachen ein subtropisches Klima herrscht.

Die spezielle geografische Konstellation mit den Appalachen im Osten und den Nordamerikanischen Kordilleren im Westen sorgt dafür, dass polare, kalte Luftmassen aus dem Norden im Mittleren Westen der USA auf sehr warme, tropische Luftmassen treffen können, die vom Golf von Mexiko nach Norden ziehen. Die Folge sind oftmals schwere Gewitterstürme bis hin zu katastrophalen Tornados, weshalb das Gebiet auch als Tornado Alley bezeichnet wird.

Als beste Reisezeit gilt der Juni, wenn der Rhododendron und der Berglorbeer blühen, und der Oktober, wenn sich die Blätter an den Bäumen färben und ein atemberaubend schönes, intensives Farbspektakel bieten.

1600 Arten höherer Pflanzen und eine überaus vielfältige Tierwelt

Durch ihre Ausdehnung und unterschiedlichen Höhen beherbergen die bis zu 95 Prozent bewaldeten Appalachen eine auf dem nordamerikanischen Kontinent einzigartige Tier- und Pflanzenwelt. Allein entlang des Appalachian Trails sind über 450 seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten bekannt.

Der Gebirgszug ist Verbreitungsgebiet des Amerikanischen Schwarzbären und anderer Säugetiere wie Hirsche, Wapitis oder Elche. Neben vielen weiteren Säugetieren, Vögeln, Reptilien, Amphibien und Insekten sind die Appalachen aber auch Heimat verschiedener Giftschlangen wie der Wald-Klapperschlange und des Nordamerikanischen Kupferkopfs.

Der Bewuchs richtet sich danach, wo man sich gerade befindet. Im Süden wird der Wald von Harthölzern wie Eichen, Tulpenbäumen und Kastanien dominiert, während in Richtung Norden vermehrt Buche, Ahorn, Birke und vereinzelt auch Konifere vorherrschen.

Die Appalachen für Touristen

Die Appalachen und insbesondere ihre Nationalparks sind ein Paradies für Naturliebhaber und bieten vielfältige Wander- und Tourenmöglichkeiten. Aber auch wer Aktivitäten wie Angeln, Reiten oder Paddeln nachgehen oder historische Stätten und Naturwunder besichtigen möchte, findet in den Appalachen eine Vielzahl an Möglichkeiten, einen unvergesslichen Urlaub zu verbringen. Ein Naturwunder ist die Natural Bridge in Virginia, eine 66 Meter hohe und 27 Meter breite Naturbrücke, die teilweise zu den Sieben Weltwundern der Natur gezählt wird.

Der Appalachian Trail

Einer der bekanntesten Wanderwege und noch dazu mit 3440 Kilometer Länge einer der längsten der Welt ist der Appalachian Trail, der sich durch die gesamten Appalachen zieht. Er verbindet die US Bundesstaaten Georgia und Maine und durchquert dabei North Carolina, Tennessee, Virginia, West Virginia, Maryland, Pennsylvania, New Jersey, New York, Conneticut, Massachusetts, Vermont und New Hampshire.

Dabei führt er teilweise über Höhenkämme, die die 2000-Meter-Marke knapp überschreiten und es bedarf einer guten körperlichen Verfassung, um den 1937 eröffneten Fernwanderweg zu bewältigen. Wenn Sie den gesamten A. T. am Stück bewandern möchten, müssen Sie einen Zeitraum von etwa vier bis sechs Monaten einplanen.

Die Blue Ridge Mountains und der Blue Ridge Parkway

In „Take Me Home, Country Roads“ singt John Denver von den Blue Ridge Mountains. Diese schmale Bergkette, von der zu beiden Seiten Wasserfälle herabstürzen, sind Teil der Appalachen und scheinen aus der Ferne betrachtet wirklich von blauer Farbe zu sein.

Auf ihnen verläuft eine der schönsten und beliebtesten Landstraßen der USA, der Blue Ridge Parkway. Er beginnt im Süden an den Great Smoky Mountains und verbindet auf 755 Kilometern Länge den Great-Smoky-Mountains-Nationalpark samt Cherokee-Reservat mit dem Shenandoah-Nationalpark und endet schließlich auf Höhe von Washington D. C.

Entlang des Weges vorbei an waldbedeckten Bergen, saftig grünen Almen, Kletterfelsen, Seen und Flüssen befinden sich zahlreiche mit dem Auto erreichbare Aussichtsplattformen und Möglichkeiten, um eine Wanderung oder einen Spaziergang auf einem der vielen Wanderwege in den Nationalparks zu unternehmen.

Über 200 Vogelarten

Besonders schön ist zum Beispiel der Buck Ridge Trail im etwa 800 Quadratkilometer großen Shenandoah-Nationalpark, der flussaufwärts durch dichten Wald zum Mary’s Rock führt und neben der fantastischen Landschaft ausreichend Gelegenheit bietet, um die im Park heimischen Tiere zu beobachten. Neben Weißwedelhirsch, Amerikanischem Schwarzbären, Luchs, Waschbär und Graufuchs sind hier vor allem die über 200 im Park lebenden Vogelarten zu nennen, von denen rund 30 im Park überwintern.

Aber auch das Biltmore Estate in Asheville, das an ein französisches Renaissanceschloss erinnert, das historische Fahrzeugmuseum „Wheels Through Time“ in Maggie Valley, der Tierpark am Grandfather Mountain (1882 Meter) mit seinen Bären, Ottern und Pumas oder die 1952 erbaute höchste Hängebrücke der USA, die „Mile High Swinging Bridge“ sind vom Blue Ridge Parkway aus gut zu erreichen und nur eine kleine Auswahl der vielen Sehenswürdigkeiten, die sich entlang der beispiellosen Panoramastraße befinden.

Wer gerne mehr über die amerikanischen Ureinwohner erfahren möchte, hat im Museum in Cherokee und im Oconaluftee Indian Village im Reservat „Qualla Boundary“ am südlichen Ende des Blue Ridge Parkways hierzu ausreichend Gelegenheit.

Appalachia – Heimat der Mountain People

Appalachia. Was nach einem Filmtitel klingt, ist ein eher sozioökonomischer Begriff und bezeichnet die Heimat der Mountain Men oder Mountain People in den USA, oft auch abfällig und abschätzig als Hillbillies bezeichnet, was so viel wie Landei oder Hinterwäldler bedeutet.

Laut offiziellen Angaben umfasst Appalachia derzeit 420 Counties und acht unabhängige Städte in 13 US-Bundesstaaten, darunter ganz West Virginia, 14 Counties in New York, 52 in Pennsylvania, 32 in Ohio, 3 in Maryland, 54 in Kentucky, 25 Counties und acht Städte in Virginia, 29 in North Carolina, 52 in Tennessee, sechs in South Carolina, 37 in Georgia, 37 in Alabama und 24 in Mississippi.

Die dort lebenden Amerikaner sind in vielen Fällen die Nachfahren von Schotten und Iren, die im 18. Jahrhundert mit der Hoffnung in die USA kamen, dort ein besseres Leben führen und religiöser Verfolgung entfliehen zu können. Sie legten sich in den abgelegenen Gebieten des Gebirges kleine Bauernhöfe und Gehöfte an.

Vor dem Bau der Highways waren die Menschen abgeschnitten

Die Appalachen in den USA – eines der ältesten Gebirge der Welt (9)

Die meisten sind und waren Kleinbauern, Holzfäller oder Bergleute. Vor dem Bau der Highways waren sie vom Rest der Welt mehr oder weniger abgeschnitten. Dadurch entwickelten die Bewohner Appalachias im Laufe der Zeit eine ganz eigene Identität, einen eigenen Dialekt, die Hillbillie-Musik und auch ein ganz eigenes Selbstbewusstsein. Schwarze leben dort kaum. Die Bewohner der Appalachen-Regionen sind vorwiegend Weiße.

Damals wie heute sind die Menschen dort sehr arm. Die Arbeitslosenquote ist hoch, es gibt kaum Industrie, kaum Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr und Supermärkte sind ohne Auto nur schwer zu erreichen. Die meisten Menschen dort bauen ihre eigenen Lebensmittel an und halten Vieh. Und auch die Hoffnung der Menschen dort, dass sich durch die Wahl von Donald Trump etwas zum Positiven verändert, bewahrheitete sich nicht. Sie fühlen sich oft vergessen und trotz der wunderschönen Landschaft sind Drogen, wie Chrystal Meth, ein großes Problem.

Die Appalachen in den USA – eines der ältesten Gebirge der Welt (2024)

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